Welches Aquarellpapier soll ich nehmen? Auf welchem Aquarellpapier sehen meine Bilder am besten aus? Soll ich günstiges Papier zum Üben nehmen? Solche Fragen beschäftigen nicht nur dich und andere Kreative. Auch ich frage mich das regelmäßig und probiere dann einfach aus. So habe ich es zuletzt mit dem Hagebutten-Motiv gemacht, das ich am Sonntag auf YouTube im Livestream gemalt habe. Das Video kannst du dir noch immer anschauen. Ich hab es dir verlinkt.
Nun aber wieder zurück zum Aquarellpapier. Ich habe die Hagebutten zur Vorbereitung auf den Livestream auf verschiedenen Papieren gemalt. Die Unterschiede möchte ich dir in diesem Artikel zeigen. Denn man sieht an diesem Beispiel ziemlich gut wie unterschiedlich die Ergebnisse werden können.
Die Ausgangslage:
Die Farben und der verwendete Pinsel waren immer gleich. Die einzige Variable bei den verwendeten Materialien ist ausschließlich das Papier.
Das Motiv:
Hagebutten – gemalt im Loose Watercolor Stil. Bei Loose Watercolor malt man zügig und mit viel Wasser. Dabei malt man mit lockeren Pinselschwüngen, man möchte schöne Farbverläufe erzielen und nicht zu detailliert, eher abstrakter illustrieren.
Die erste Skizze zum Motiv malte ich auf einem sehr günstigen Papier. Auf diesem Papier malen meine Kinder mit ihren Wasserfarben. Das Papier war also gerade greifbar und ich legte los. Aber habe direkt festgestellt, dass es keine gute Idee war. Sieh selbst:
Die Fakten zum Papier: 200g/m², Zellulose, cold pressed.
Gerstaecker No. 3 Aquarellpapier.
Dieses Papier ist für Loose Watercolor absolut nicht geeignet. Mit weniger Wasser kann man auf dem Papier jedoch ganz gut malen. Es ist also nicht per se schlecht. Für dieses Hagebutten Motiv im Loose Watercolor Stil ist mir das Papier mit einer Grammatur von 200g/m² zu dünn. Die Flächen bleiben nicht lange genug feucht, um schöne Farbverläufe zu erzielen. Vielmehr trocknet das Papier in Windeseile, sodass jede Menge Trocknungsränder entstehen.
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Nach diesem Ergebnis nahm ich mir mein liebstes Übungspapier vor. Das Bild wurde dann meine Vorlage für den Livestream.
Die Fakten zum Papier: 300g/m², Zellulose, cold pressed.
Arteza Expert Watercolor Pad.
Ich weiß schon, warum ich es gerne verwende. Mit seinen 300 g/m² ist es eben deutlich dicker und kann auch mehr Wasser aufnehmen. Das Papier trocknet nicht ganz so schnell und man kann schöne Verläufe erzielen.
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Im Livestream nutzte ich dann wieder ein anderes Papier. Es ist mein absolutes Allround-Papier:
Die Fakten zum Papier: 300 g/m², 25% Baumwollanteil, rau.
Boesner Aquarelle 300.
Den geringen Baumwollanteil merkt man schon. Bei den großen Blättern sieht man aber, dass hier Trocknungsränder entstanden sind. Man muss aber auch dazu sagen, dass dieses Bild im Livestream und unter voller Beleuchtung gemalt wurde. Wenn alle meine Lampen an sind und Wärme abgeben, trocknet das Papier natürlich schneller. Dennoch ist das Papier natürlich keine 100% Baumwolle und für mich als Vielmalerin ein Papier mit einem super Preis-Leistungsverhältnis.
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Nach dem Livestream wollte ich es dann wissen und packte ein Premium Papier aus:
Die Fakten zum Papier: 300 g/m², 100 % Baumwolle, cold pressed.
Fabriano Artistico Extra White.
Ja, dazu brauche ich nicht viel sagen. Auf diesem Papier gefallen mir die Hagebutten mit Abstand am besten. Das Papier bleibt durch die Baumwolle extra lange feucht und es entstehen durch die langen Fließzeiten die sanftesten Verläufe.
Hier siehst du einen Verlauf von der Hagebutte ins grüne Blatt. Dieser Verlauf ist in der in der allerersten Farbschicht enstanden und ich habe dann auch bewusst keine weitere Farbschicht ergänzt.
Mein Fazit:
Mit diesem Vergleich von verschiedenen Aquarellpapieren möchte ich dir eine – in meinen Augen – sehr wichtige Botschaft mitgeben: Bitte gib die Aquarellmalerei nicht auf, solltest du Ergebnisse erzielen mit denen du unzufrieden bist. Es hängt so viel an gutem Aquarellpapier. Du kannst die besten Farben und die besten Pinsel haben und bei ungeeignetem Papier wird es dennoch nichts.
Aber du brauchst auch kein Premium-super-teures-Luxus-Papier, um Skizzen und grobe Entwürfe zu fertigen. Da reicht Papier aus dem mittleren Preissegment völlig aus.
Generell halte ich als Faustregel für mich fest: je nasser ich arbeiten möchte, umso mehr muss ich auf die Qualität des Papieres achten. Je trockener ich arbeiten möchte (also z.B. mit dünnen geschichteten Lasuren), desto eher funktioniert auch ein dünneres Papier, das nicht zu 100% aus Baumwolle besteht.
Es spielt also zusätzlich zu den Eigenschaften eines Papiers auch die angewendete Aquarelltechnik eine Rolle. Da verstehe ich absolut, wenn man als Anfänger*in erstmal komplett überfordert ist. Ich hoffe dennoch, dass ich dir mit diesem Mini-Vergleich ein wenig weiterhelfen konnte. Denn zur Wahl des richtigen Aquarellpapiers könnte man dicke Abhandlungen schreiben.
Im Moment arbeite ich an meinem Onlinekurs „Aquarell Basics“, in dem es um die Grundlagen der Aquarellmalerei geht. Das Kapitel „Material“ wird dabei ganz ausführlich behandelt. Auch in Vorbereitung zu den Kursinhalten bin ich im Moment gerne querbeet in meinem Papierfundus unterwegs. Einen klitzekleinen Ausschnitt meiner Recherchen und Versuche konntest du nun hier in diesem Artikel lesen.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
herzlichen Dank für die informativen sehr wertvollen und sehr gut erklärten Tipps.
Vielen Dank für dein Feedback, liebe Petra. Ich freue mich, wenn der Artikel für dich hilfreich war.
Sehr informativ, ich danke dir vielmals für diesen klaren, knappen Artikel, in dem dennoch alles wichtige steht! Hat mir sehr geholfen
Das freut mich sehr, dass dir der Artikel weitergeholfen hat. So ein Artikel wird auch definitiv nicht der letzte sein. Danke, dass du dir die Zeit genommen und ein Feedback da gelassen hast.